Liebe VAMV-Mitglieder und Interessierte,

 

die Eckpunkte zum Unterhaltsrecht und Kindschaftsrecht haben uns seit letztem Sommer in Atem gehalten. Daher möchten wir es jetzt nachholen,  über die bereits im Sommer 2023 erschienene vom BMFSFJ beauftragte und lang erwartete Studie „Kindeswohl und Umgangsrecht“ ausführlicher zu informieren:

Die Studie kommt zu folgenden wesentlichen Ergebnissen:

  • Am wichtigsten für das Wohlergehen der Kinder sind ihre Bindungen und Beziehungen zu ihren Eltern sowie das Erleben eines möglichst konfliktfreien Umgangs der Eltern miteinander.
  • Die Wahl des Betreuungsarrangements ist nicht der wesentliche Faktor, sondern nur einer von vielen. Maßgeblich für das kindliche Wohlergehen sind positive Familienbeziehungen und ein regelmäßiger Kontakt zum anderen Elternteil – unabhängig vom jeweiligen Betreuungsarrangement.
  • Will man eine paritätische Betreuung nach der Trennung fördern, muss bereits vor der Trennung eine gleichberechtigte Aufteilung der Sorgearbeit gefördert werden
  • Wurden im Hinblick auf Kontakt- und Betreuungsregelungen die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt, so sind diese zufriedener. Dagegen wirken sich Entscheidungen gegen ihren Willen stark auf Gesundheit und Lebensqualität aus.
  • Es ist für das Kindeswohl von zentraler Bedeutung, die Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen in Trennungsfamilien zu stärken, ihnen zuzuhören und ihren Anliegen und Interessen Raum zu geben..
  • Häusliche Gewalt muss in familiengerichtlichen Verfahren systematisch ermittelt und berücksichtigt werden.
  • Bei gesetzlichen Neuregelungen zum Umgangs- und Sorgerecht muss stets in den Blick genommen werden, inwieweit diese auch in Fällen häuslicher Gewalt geeignet sind

Diese Ergebnisse sprechen gegen die gesetzliche Etablierung eines Leitbilds als Betreuungsmodell. Ferner unterstreichen sie, dass umgangsrechtliche Entscheidungen nicht gegen den Willen von Kindern und Jugendlichen getroffen werden sollten, da Entscheidungen gegen ihren Willen starke negative Auswirklungen auf ihre Gesundheit und Lebensqualität haben.

Insgesamt ist der Studie anzumerken, dass im Laufe der langen Zeit, in der die Studie erstellt wurde, unterschiedliche Autor*innen unterschiedliche Akzentuierungen gesetzt haben.

Hier der Link zur Studie:

https://projekt-petra.de/files/contaoLive/Materialien/Studien/230811%20final%20Gesamt%20Brosch%C3%BCre%20Kindeswohl%20und%20Umgangsrecht.pdf